NÄHRBODEN
Das Künstlerduo gaehtgens.hirsch forscht in dem Projekt NÄHRBODEN über Zusammenarbeit. Daniela Maria Hirsch und David Gaehtgens sind während der Ausstellungsdauer vor Ort und entwickeln Bilder, die nach und nach über die Fenster des NKR zugänglich werden. In Gesprächen mit Gästen bearbeiten sie ihr Thema. Mit mir sprechen sie am Sonntag, 1.11. um 16 Uhr über die Frage " Was ist anders zwischen Kunst machen und über Kunst reden?"
Das Gespräch wird live über diese Website gesendet: TOGETHERradio. Einfach auf Play drücken.
Besucher*innen können sich im Foyer des NKR informieren und einen Eindruck der
wachsenden Assemblage gewinnen. Gespräche im TOGETHERradio während der Öffnungszeiten werden über Lautsprecher in das Foyer übertragen.
Weitere Informationen:
http://gaehtgenshirsch.net
LOCATION: Neuer Kunstraum
Düsseldorf
FIELD DATES: 8. Oktober – 8. November 2020
Eine Erkundung
von gemeinschaftlichem Arbeiten und Denken
Alles Da-Sein bezieht sich aufeinander. Jedes einzelne Mensch-Sein entfaltet sich aus einer mikrobiologischen Kommune, aus einer existentiellen Gemeinschaftlichkeit. Ich esse auch, was ich selbst nicht verdauen kann, weil es Bakterien in meinem Darm ernährt. Das Kollektiv in mir baut Nährstoffe und trainiert meinen diplomatischen Dienst. Wir sind jeweils ein partnerschaftlicher Lebensraum.
BEDINGUNGEN
Gleichzeitig ist der menschliche Raum geprägt von Vereinzelung. Das Herauslösen, Festlegen und Begrenzen ist die bestimmende Kulturtechnik. Wir schauen auf Alleinstellungsmerkmale. Aufwertung und Abwertung sind eingeübte Bewegungsmuster. Wir sind konfrontiert mit den Auswirkungen von Vereinzelung – körperlich, psychologisch, sozial, ökologisch, ökonomisch.
In diesem Spannungsfeld haben wir uns für eine kooperative künstlerische Arbeitsform entschieden. Seit einigen Jahren ertasten wir gemeinsam Fragestellungen. Dabei machen wir umfangreiche Erfahrungen mit den Herausforderungen von gemeinschaftlichem Handeln. Wir erleben Beflügelung und Ansporn ebenso wie Verlangsamung und Frustration. Wir genießen Verbundenheit und bestaunen Hindernisse. Wir üben die Wahrnehmung in Zusammenhängen, erspüren die Auswirkungen und erproben künstlerische Wege der Sichtbarmachung.
HABITAT
Im Projekt NÄHRBODEN benutzen wir die mikrobiologische Dimension von Gemeinschaft als Anker und Metapher. Wir verwenden den Ausstellungsraum als Petrischale und
setzen ein Nährmedium an aus verschiedenen Partikeln. Wir befüllen den Raum mit konkreten Materialien, dann schließt sich der Deckel der Schale. Dieser ist nicht hermetisch, für einen optimalen
Gasaustausch im Kulturmedium nutzen wir das Gespräch als ideelles Material. Dazu begründen wir den Audio-Kanal TOGETHERradio für temporäre Übertragungen in Echtzeit. Wir spinnen das Gespräch zu
zweit, zu dritt, zu wie vielen wird sich zeigen.
PARTIKEL
Über den Zeitraum von fünf Wochen beobachten wir Prozesse des Wucherns: mit uns, um uns und über uns hinaus. Vom 8. Oktober – 8. November 2020 setzen wir wöchentlich einen bestimmten Fokusbereich, diesen tragen wir dann in verschiedenste Zusammenhänge und Realitäten – Wirtschaftswissenschaftlerin mit Paartherapeuten mit Bäckerin mit Politiker mit Kuratorin mit Permakulturist auf einem Gesprächsboden.
GRENZE
Wenn die Menge meiner körperlichen Zellen gleich groß ist, wie die Menge der in und mit mir lebenden Organismen, was heißt das eigentlich für mein
Selbstverständnis? Und für das Verständnis über mich hinaus? Wie weit erstreckt sich mein Boden und welche Nahrung ist im Angebot? Seltsamerweise befragt das Corona-Virus alle Partikel unserer
Gesellschaft auch an dieser Stelle. Obwohl wir das Projekt ganz unabhängig und vor dem Kontakt mit diesem Thema entwickelt haben, so passen die neuen Aspekte und Fragen genau in unser Bild. Der
Neue Kunstraum Düsseldorf ist als Anstifter der Nabel unseres Projektes. Daher sollte zunächst ein lokaler und regionaler Bezug der unmittelbare Nährboden sein. Durch die Ebene des Radios können
und werden die beteiligten Partikel weitläufiger werden, dennoch bleibt das NKR im Salzmannbau in Bilk als Ort unser Basislager – konkret räumlich und ideell als Mutterboden.
BERÜHRUNG