Pressetext Westfälische Rundschau Kamen-Bergkamen, 2009
  

Schlemmer-Skulpturen aus Schokolade

Siegen. „Ausdrucksstark, einzigartig, inspirierend.” Solche Worte will der Künstler von heute beim Betrachten seiner Werke hören. Das Urteil über die Malereien und Skulpturen von 36 Kunststudenten der Uni Siegen fällt jedoch in drei einfachen Buchstaben aus: „Süß!”

Und das ist keineswegs eine Beleidigung, sondern die Wahrheit. Im Rahmen eines Zeichenseminars unter der Leitung von Anke Lohrer, stellen die Studierenden ab 15. Januar im Schokoladenmuseum Köln aus. Titel: „Alltägliche Versuchung.” (Video)

Ein Semester lang experimentierten und probierten sie mit und von der Schokoladen. Erlaubt war alles, verboten war nichts. Trinkschokolade eigne sich am besten zum Zeichnen, weiße Sckokolade hingegen neige zum Klumpen, waren sich die Studenten einig. Am Anfang, so gesteht eine der Zeichnerinnen, habe sie gern den Finger in den Farbtopf gesteckt. „Wenn man aber den ganzen Tag nur Schokolade riecht, dann will man am liebsten in eine Mettwurst beißen”, fügt sie lachend hinzu.

Ungewöhnliche Projekte erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. So zogen zwölf Hasen aus dem Siegener Tierheim in das Kunstatelier des Brauhauses ein und hoppelten für die Studenten Modell. „Viele verbinden mit Schokolade zuerst den klassischen Osterhasen”, erklärt Dozentin Lohrer. Ehrensache, dass auch ein aus Schokolade gemaltes Nagerbild nicht fehlen durfte. Doch es geht auch ausgefallener. Besonders lecker: Ein Schleckbild. Statt mit dem Pinsel zu zeichnen, wurden die Schokokonturen mit der Zunge gezogen.

Mäuse knabberten Skulptur nieder

Nicht nur die Studenten freuten sich über das wahrlich schmackhafte Projekt. So lagerte eine junge Künstlerin ihre Schokoskulptur auf dem Dachboden ohne die Rechnung mit den hungrigen Mäusen zu machen. Sie nagten das Kunstwerk bis auf den letzten Krümel nieder – den Schein gab es trotzdem.

„Die Herausforderung lag darin, ungewöhnliche Ideen zu entwickeln”, so Nina Everts, Kunststudentin. Doch das Ausgefallene kann manchmal so einfach sein. So gibt es ein Bild, das „dicke Menschen” beim Besuch des Schokoladenmusems zeigt.

Das Projekt: eine Herausforderung an die jungen Künstler. Schließlich galt es nicht nur Kreativität, sondern auch Disziplin zu beweisen und weder Farben noch Skulpturen vor der Ausstellung zu vernaschen. Fazit nach drei Monaten Künstlerarbeit: süß!

Zurück zur Übersicht Publikationen